Das Aufnahmemanagement im Wandel

Ein Erfahrungsbericht zur digitalen Plattformlösung Pflegeplatzmanager.

Spätestens seit dem 01.10.2017 ist der Rahmenvertrag zum Entlassmanagement für Krankenhäuser verbindlich geworden. Diese werden verpflichtet, Patienten einen nahtlosen Übergang in die nachfolgenden Versorgungsbereiche zu organisieren. Gleiches gilt seit dem 01.02.2019 auch für Rehabilitationseinrichtungen. Ein wichtiges Ziel, das im Arbeitsalltag von Plegeheimen, ambulanten Diensten und Kliniken für einen extrem hohen bürokratischen Aufwand sorgt. Der Pflegeplatzmanager löst dieses zeitraubende Problem und bietet Pflegebedürftigen Unterstützung bei der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

800.000 Pflegeüberleitungen in 2025

In 2019 werden pro Jahr 400.000 Pflegeüberleitungen aus deutschen Kliniken organisiert. 2025 wird sich diese Zahl auf 800.000 Fälle verdoppeln. Die Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit zur Umsetzung von effizienten digitalen Lösungen. Das Fundament der digitalen Plattformlösung Pflegeplatzmanager liegt in der Digitalisierung des Entlass-, Überleit- und Aufnahmemanagements in Echtzeit. Im System werden Kliniken, ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen aktiv miteinander vernetzt und bei der Suche nach geeigneten Pflegekapazitäten unterstützt. Dazu verknüpft der Pflegeplatzmanager außerdem Akteure wie Sanitätshäuser, Homecare-Unternehmen, Rehakliniken und Krankentransporte. Auch für Privatpersonen wird das digitale Netzwerk in den nächsten Monaten geöffnet.

Vorsicht bei Scoring-Algorithmen

Worauf man bei der Flut an Anbietern digitaler Lösungen achten sollte, erklärt Alexander Bauch, Gründer und Geschäftsführer der Pflegeplatzmanager GmbH.

„Wichtig ist, dass durch den Anbieter zu keiner Zeit in den Auswahlprozess der pflegerischen Versorgung eingegriffen wird. Das passiert zum Beispiel bei dem Einsatz eines Scoring-Algorithmus, der Ihre Reaktionszeit bewertet. Ein solches Vorgehen beeinflusst die Patienten, da keine neutrale Entscheidungsgrundlage für sie entsteht. In unseren Netzwerktreffen hören wir häufig von stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen, die Angst vor Eingriffen des Anbieters haben. Für uns stellt das keine geeignete Methodik innerhalb des Gesundheitswesens dar.“ Der Pflegeplatzmanager achtet zu jeder Zeit auf eine konsequente Umsetzung des Patientenwunsch- und wahlrechts sowie die Einhaltung eines fairen und transparenten Wettbewerbs.

Entwickelt wurde der Pflegeplatzmanager von den Gründern Chris Schiller und Alexander Bauch, beide Heimleiter, die im Beruf tagtäglich die Probleme der sektorenübergreifenden Patientenversorgung bewältigen mussten. Die Geschäftsidee wurde unter anderem mit dem Thüringer Innovationspreis und dem Deutschen Digital Award ausgezeichnet.

Funktionsweise Pflegeheim Krankenhaus zu Pflegeheim

Wie bewerten Anwender den Pflegeplatzmanager?

Im Interview: Iris Dannenberg, Korian-Heimleitung im Leinenweberhof in Hainichen

Frau Dannenberg, was erwarten Sie von der Digitalisierung?
Ich erhoffe mir eine noch bessere Vernetzung zwischen den pflegerischen und medizinischen Versorgern.

Wo sehen Sie Vorteile der Plattformlösung Pflegeplatzmanager?
Wir nutzen diese bereits seit über einem Jahr. Dabei haben wir eine deutliche Verbesserung der Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus festgestellt. Vorher gingen viele ungeplante Anrufe vom Sozialdienst ein. Durch den Pflegeplatzmanager hat sich das entzerrt. Die Kommunikation ist entspannter geworden.

Wie integrieren Sie die Plattform in Ihren Arbeitsalltag?
Zu Tagesbeginn schaue ich, welche Suchanfragen gestellt wurden. Danach gleiche ich die Rahmendaten ab, falls Kapazität zur Aufnahme besteht. Wenn ja, kann ich ein Angebot abgeben. Dann bekomme ich eine Zu- oder Absage in Echtzeit.

Wie verbindlich schätzen Sie die Pflegeplatzanfragen der Klinik ein?
Anfangs hatte ich Bedenken. Mittlerweile habe ich die Erfahrung gemacht: Biete ich einen Platz für einen Bewohner an, liegt die Zusage-Quote bei fast 50%. Das ist ein guter Schnitt.

Wie lief denn der Austausch im Rahmen des Entlassmanagements vor dem Pflegeplatzmanager ab?
Sehr unkoordiniert. Über den Tag kamen sehr viele Anrufe bei uns an. Man musste die Anfrage immer aufnehmen und zurückrufen. Dann war der Mitarbeiter im Sozialdienst nicht am Platz und der Kollege wusste auch nicht Bescheid. Man wusste nicht, ob ein Kollege aus der Verwaltung oder eine PDL schon eine Zusage erteilt hat und musste sich intern absprechen. Jetzt hat jeder Mitarbeiter unseres Hauses, der mit dem Aufnahmemanagement zu tun hat, Zugriff auf das Tool und den aktuellen Stand. Als Hausleitung kann ich auf einen Blick den Status der Pflegeplatzanfragen sehen.

Was sagen Sie Skeptikern der Digitalisierung?
Das ist Typ-Sache. Bei uns war es die Neugierde, wie es besser laufen kann. Wir waren mit dem Ablauf bisher unzufrieden und sind auf der Suche nach einer Prozessverbesserung gewesen. Hier standen wir sogar schon in Gesprächen mit den Sozialdiensten der Kliniken. Das war letztendlich unser Motivator. Man muss den Mut haben, sich auf Neuerungen einzulassen und es auszuprobieren.

Frau Dannenberg, lösen digitale Anwendungen im Gesundheitssystem Ihrer Meinung nach den persönlichen Kontakt zwischen den Beteiligten ab?
Nein. Der persönliche Kontakt wird nicht abgelöst. Wenn man jetzt miteinander telefoniert, sind nur noch vereinzelte Details zu klären. Zudem sieht man sich zum Netzwerktreffen, das von dem Team der Pflegeplatzmanager GmbH in der Klinik vor Ort organisiert wird. Dort trifft man sich mit Kollegen aus anderen Pflegeeinrichtungen oder ambulanten Diensten.

Welche Wünsche habe Sie an Ihre Kollegen aus der Pflege?
Ich wünsche mir eine stärkere Beteiligung an der Digitalisierung. Wir arbeiten mit den Kliniken und ambulanten Diensten. Mir fehlen noch andere Zuweiser. Das bedeutet zum Beispiel Hausärzte und Intensivpflegen, die noch mit ins Netzwerk eingebunden werden. Für die Zukunft hoffe ich, dass der Datenaustausch im Gesund-heitswesen vorangebracht wird. Besonders freue ich mich, wenn auch die Privatpersonen Zugang zur Plattform bekommen.

Erschienen in markt & partner Spezial